Hepatitis-Viren
Hepatitis-Viren sind besonders häufige Ursachen einer Hepatitis (Leberentzündung). Die wichtigsten Viren sind Hepatitis A, B, C, D und E. Diese Viren sind völlig unterschiedlich. Sie werden anders übertragen, anders behandelt und können sich nicht ineinander umwandeln. Sie haben nur gemeinsam, dass sie zu einer Leberentzündung führen.
Grundsätzlich kann jede Hepatitis-Infektion im Akutstadium (also im ersten halben Jahr der Infektion) bei einigen Menschen von selbst ausheilen. Hepatitis A wird niemals chronisch. Hepatitis B, C, D und (selten) E können jedoch chronisch werden. Oft bleiben solche Infektionen Jahre oder Jahrzehnte unbemerkt, weil die Leber kein Schmerzempfinden hat. Trotzdem kann die Leber leise und unbemerkt geschädigt werden.

Das Hepatitis-A-Virus (HAV) wird insbesondere im Mittelmeerraum, aber auch in Deutschland übertragen, z.B. durch Schmierinfektionen über Toiletten, Eiswürfel und Badewasser sowie verunreinigte Nahrungsmittel. Eine sexuelle Übertragung ist insbesondere bei oral-analen Praktiken möglich. Hepatitis A ist nur kurz ansteckend, aber dann hochinfektiös. Da sie nie chronisch wird und immer von selbst ausheilt, gilt sie als die harmloseste Form der Virushepatitis. Bei alten Menschen, Leberkranken und Menschen mit Immunschwäche kann jeodoch eine Infektion zu Komplikationen und sogar Leberversagen führen. Gegen das Hepatitis-A-Virus gibt es eine sichere Impfung.

Das Hepatitis-B-Virus ist ansteckend und kann über Körperflüssigkeiten wie Blut, Vaginalsekret oder Sperma übertragen werden. Sexualkontakte, Piercing, Tätowierungen ebenso wie Kontakt mit infiziertem Blut können zur Ansteckung führen. Eine Hepatitis-B-infizierte Mutter kann ihr Kind bei der Geburt anstecken, was sich jedoch durch Vorsichtsmaßnahmen verhindern lässt. Bei Erwachsenen heilt eine Neuinfektion in 95–98% der Fälle aus, sodass nur 2–5% der Fälle chronisch verlaufen. Bei Menschen mit schwachem Immunsystem (z.B. Kleinkinder, Senioren, chronisch Kranke) verläuft Hepatitis B öfter chronisch und bleibt dann lebenslang. Medikamente können eine chronische Hepatitis B zwar noch nicht ausheilen, aber unterdrücken und Komplikationen verhindern. Die chronische Hepatitis B künftig heilbar zu machen, ist ein aktuelles Ziel der Forschung. Wer Hepatitis B spontan ausheilt, bleibt meist lebenslang gesund und immun. Es gibt jedoch Ausnahmen: Die ccc-DNA des Hepatitis-B-Virus bleibt immer lebenslang in den Leberzellen. Bei schwerer Immunschwäche (z.B. durch HIV oder Chemotherapien) kann sogar eine „ausgeheilte“ Hepatitis-B-Infektion Jahrzehnte später wieder aktiv werden und sehr schwer verlaufen. Auch gegen Hepatitis B gibt es eine sichere Impfung.

Das Hepatitis-C-Virus ist im Alltag kaum ansteckend. Zur Infektion kommt es meist durch direkten Blutkontakt, z.B. durch Blutprodukte vor 1990, Verletzungen, gemeinsam benutztes Spritzbesteck beim Drogengebrauch, Piercing, Tätowierungen oder schlechte Hygiene bei medizinischen Eingriffen. Das Risiko einer sexuellen Infektion ist deutlich geringer als bei Hepatitis B, steigt aber bei Verletzungen, Menstruation und „harten“ Praktiken. Hepatitis C wird nicht über Essen, Händeschütteln, Umarmen, Küssen oder die Benutzung der gleichen Toilette übertragen. Hepatitis C heilt im ersten halben Jahr nur in 20% der Fälle von selbst aus und wird in 80% chronisch. Es ist noch kein schützender Impfstoff gegen Hepatitis C in Sicht; doch was viele nicht wissen: Hepatitis C ist heute fast immer heilbar. Frühere Therapien waren für ihre Nebenwirkungen berüchtigt und konnten nur einen Teil der Patienten heilen. Hier hat es jedoch eine medizinische Revolution gegeben: Neue Medikamente sind meist verträglicher und heilen Hepatitis C schon beim ersten Versuch in über 95% der Fälle komplett und endgültig aus.

Hepatitis D (andere Bezeichnung: Hepatitis Delta) ist in Deutschland relativ selten, aber das gefährlichste bekannte Hepatitis-Virus. Es kann nur zusammen mit dem Hepatitis-B-Virus existieren, weil es dessen Hülle zur Vermehrung braucht: Dabei entsteht oft deutlich schneller eine Leberzirrhose als alleine durch Hepatitis B. Eine Infektion ist über Blut- und Sexualkontakt möglich; das Delta-Virus kann gleichzeitig mit Hepatitis B übertragen werden oder später zu einer chronischen Hepatitis B hinzukommen.
Heutige Therapien mit Interferonen wirken oft nur teilweise und vorübergehend gegen Hepatitis D. An neuen antiviralen Medikamenten gegen Hepatitis Delta wird jedoch geforscht. Zudem wird gehofft, dass verbesserte Hepatitis-B-Therapien in Zukunft auch dem Hepatitis-D-Virus die Lebensgrundlage entziehen könnten.
Eine Impfung gegen Hepatitis B schützt auch vor Hepatitis D.

Hepatitis E ist sehr weit verbreitet: Mindestens einer von sechs Deutschen hat bereits eine Infektion durchgemacht. Rohes Fleisch wie z.B. Schweinemett ist ein häufiger Übertragungsweg; Kochen oder Braten über 70°C legen das Virus lahm. Jäger und Schweinezüchter sind durch engen Kontakt mit Tieren gefährdet. Ansteckungen durch Blutprodukte sind möglich, daher sollen diese nun ab Ende 2019 auch auf Hepatitis E getestet werden.
Hepatitis E heilt bei 99% der Betroffenen folgenlos von selbst aus, kann aber bei Leberkranken und Schwangeren zum Leberversagen führen. Ein Teil der Betroffenen hat Hepatitissymptome wie z.B. eine Gelbfärbung der Haut und Augen. In seltenen Fällen wurden neurologische Komplikationen wie z.B. Schmerzen, Taubheit oder sogar Lähmungserscheinungen beobachtet. Bei Menschen mit schwachem Immunsystem (z.B. Organtransplantierten) kann Hepatitis E chronisch werden und unbehandelt zu schweren Leberschäden führen.
Hepatitis E lässt sich in Notfällen mit Ribavirin ausheilen, welches dafür aber nicht zugelassen und fast nie nötig ist. Ein Impfstoff existiert nur in China, der jedoch gegen einen anderen Untertyp des Hepatitis-E-Virus entwickelt wurde (Genotyp 1); es ist unklar, ob dieser Impfstoff auch gegen den in Europa verbreiteten Genotyp 3 der Hepatitis-E-Viren schützen würde.