World Hepatitis Alliance startet neue Kampagne zum Welt-Hepatitis-Tag
Köln. Am heutigen 28. Juli 2022 ist Welt-Hepatitis-Tag unter dem Motto „Hepatitis kann nicht warten“ („Hep can’t wait“). Hepatitisinfektionen verlaufen oft schleichend und unerkannt über viele Jahre, aber bleiben gerade deswegen oft lange unerkannt, bis es zu spät ist. Der Aktionstag wird global von der World Hepatitis Alliance ausgerichtet und von 318 Mitgliedsorganisationen in 100 Ländern mitgetragen, darunter der Deutschen Leberhilfe e.V.
Anlässlich des heutigen Welt-Hepatitis-Tages verkündete die World Hepatitis Alliance den Start ihrer neuen Kampagne. Diese baut auf dem bisherigen Motto auf und beleuchtet dieses nun noch persönlicher und intensiver: „Ich kann nicht warten“. Betroffene rund um den Globus kommen zu Wort, die mit gemeinsamer Stimme von politischen Entscheidern fordern: Handeln ist dringend notwendig.
Nach Schätzungen der Weltgesundheitsorganisation WHO leben 354 Millionen Menschen weltweit mit einer Hepatitis B oder C. Jährlich fordern diese Infektionen 1,1 Millionen Todesopfer, wie die World Hepatitis Alliance erklärte. Dies entspricht einem Todesfall alle 30 Sekunden. Bis zum Jahr 2040 wird erwartet, dass Virushepatitis mehr Menschenleben kosten wird als HIV, Malaria und Tuberkulose zusammen.
Die Zahlen überwältigen, wirken abstrakt und unpersönlich, aber Hepatitis ist nicht nur Statistik. Hinter jedem Fall steckt ein Einzelschicksal. Das Kampagnenthema beleuchtet nicht nur die Gesundheitsrisiken, sondern auch die soziale Ungleichheit und Stigmatisierung, welcher Betroffene oft ausgesetzt sind.
Viele dieser Schicksale wären vermeidbar. Ebenso wie die Weltgesundheitsorganisation verfolgt die World Hepatitis Alliance das Ziel, Hepatitis B und C bis zum Jahr 2030 global einzudämmen.
Der Welt-Hepatitis-Tag kommt zu einer Zeit, in der die Welt mit einem neuen Ausbruch unerklärter akuter Hepatitisinfektionen bei Kindern konfrontiert ist. Bis zum 8. Juli 2022 haben 35 Länder in fünf WHO-Regionen von 1.010 Verdachtsfällen berichtet, in denen bei Kindern eine schwere akute Hepatitis unklarer Ursache auftrat. 46 Kinder benötigen eine Lebertransplantation. 22 Fälle endeten tödlich.
Der neue Ausbruch verdeutlicht, wie wichtig es ist, Hepatitisinfektionen mehr Beachtung zu schenken: Denn diese treffen seit jeher am härtesten diejenigen Menschen, die schon sozial und wirtschaftlich benachteiligt sind.
Danjuma Adda, Präsident der World Hepatitis Alliance findet deutliche Worte:
„Die Fortschritte bei der Hepatitis-Elimination sind weltweit sehr uneinheitlich. Ausgerechnet diejenigen, die am schwersten von Hepatitis getroffen sind, haben bislang die geringste Aussicht, von Verbesserungen zu profitieren. Den meisten Ländern ist es nicht gelungen, die Ziele der Global Health Sector Strategy 2020 zu erreichen. In Ländern mit niedrigem oder mittlerem Grundeinkommen erhalten viele Babys immer noch keine Hepatitis-B-Impfung nach der Geburt, in Afrika werden weniger als 10% rechtzeitig geimpft.
Regierungen und globale Geldgeber verschließen die Augen gegenüber den 1,1 Millionen Todesfällen, die wir jedes Jahr sehen, und dies trifft Gesellschaften in der gesamten Welt. Wir akzeptieren ihre Ausreden nicht mehr. Es braucht Mut, die Stimme zu erheben, aber an diesem Welt-Hepatitis-Tag kommen wir weltweit zusammen, um zu sagen: „Ich kann nicht warten“, bis die Virushepatitis besiegt ist. Wir fordern Politiker, globale Geldgeber und Entscheider auf, zu handeln und mehr Ressourcen und Gelder für die Elimination der Hepatitis zur Verfügung zu stellen.“
Cary James, Geschäftsführer der World Hepatitis Alliance, erklärt: „Der Welt-Hepatitis-Tag ist unser Tag, um mehr Aufmerksamkeit für die Virushepatitis zu schaffen. Wir bitten die Öffentlichkeit, sich aktiv an der „Ich kann nicht warten“-Kampagne zu beteiligen: Auf sozialen Medien, mit kurzen 30-sekündigen Videobotschaften als Teil des „Virtuellen globalen Staffellaufs“ oder durch Unterzeichnen unseres Vorhabens, Hepatitis bis 2030 zu eliminieren. Da alle 30 Sekunden ein Mensch an den Folgen einer Hepatitiserkrankung stirbt, können wir nicht länger warten, bis wir gegen Hepatitis handeln. Beteiligen Sie sich!“
Die Forderungen des Welt-Hepatitis-Tages:
- Menschen mit unerkannter Virushepatitis können nicht darauf warten, irgendwann getestet zu werden
- Menschen mit Virushepatitis können nicht darauf warten, lebensrettende Behandlungen zu erhalten.
- Werdende Mütter können nicht darauf warten, auf Hepatitis untersucht und behandelt zu werden
- Neugeborene Kinder können nicht auf ihre Neugeborenen-Impfung warten
- Menschen mit Hepatitis können nicht darauf warten, bis Stigmatisierung und Diskriminierung aufhören
- Gemeinnützige Organisationen können nicht darauf warten, bis der Kampf gegen Hepatitis besser finanziell unterstützt wird
- Entscheider können nicht darauf warten, bis die Hepatitiselimination irgendwann erreicht ist, sondern müssen jetzt handeln: mit politischem Willen und finanzieller Förderung.
Deutsche Leberhilfe e.V.
Wer ist die World Hepatitis Alliance?
Die WHA ist eine von Patienten geleitete Nicht-Regierungsorganisation mit 318 Patientengruppen und Organisationen als Mitgliedern. Die WHA arbeitet mit Regierungen, nationalen Mitgliedern und anderen wichtigen Partnern zusammen, um mehr Aufmerksamkeit für Virushepatitis zu schaffen und dieser weltweit entgegenzuwirken. Beim Kampf für eine hepatitisfreie Welt nimmt die WHA global eine Führungsrolle ein, als Interessenvertretung, bei Awareness-Aktionen und im Kampf gegen soziale Ungleichheit. Mehr Informationen unter http://www.worldhepatitisalliance.org/
Wer ist die Deutsche Leberhilfe e.V.?
Die Deutsche Leberhilfe e.V. wurde 1987 von engagierten Patienten gegründet. Der gemeinnützige Verein ist bundesweit tätig und hat sich als Informationsschnittstelle zwischen Ärzten und Leberpatienten etabliert. Die Leberhilfe verfolgt als Hauptziel, Hilfe zur Selbsthilfe zu leisten, indem sie Patienten und ihre Angehörigen berät und Informationsschriften in verständlicher Sprache herausgibt. Ein weiteres Ziel des Vereins ist, die Bevölkerung über mögliche Ursachen, Verlauf, Therapie und Verhütung von Leberkrankheiten zu informieren. Langfristig soll dies dazu beitragen, Vorurteile zu entkräften und den schlechten Ruf der Lebererkrankungen als „selbstverschuldete” Krankheiten zu verbessern. In diesem Rahmen ist die Leberhilfe in Deutschland Ausrichter des Welt-Hepatitis-Tages.
Der Verein wird von einem ehrenamtlichen Vorstand geleitet und hat in Köln seine Geschäftsstelle, die mit erfahrenen Mitarbeitern besetzt ist. Bei medizinischen Fragen wird die Leberhilfe von einem wissenschaftlichen Beirat unterstützt. Dieser besteht aus namhaften Fachärzten und Wissenschaftlern, die die Richtigkeit, Aktualität und Seriosität der medizinischen Informationen gewährleisten.
Welt–Hepatitis–Tag am 28. Juli 2022
Der Welt-Hepatitis-Tag ist ein internationaler Aktionstag und findet jährlich am 28. Juli statt. Seit 2011 ist der Welt-Hepatitis-Tag auch offizieller Gesundheitstag der Weltgesundheitsorganisation (WHO). Die Kampagnenthemen „Hepatitis kann nicht warten!“ und „Ich kann nicht warten“ sind ein eindringlicher politischer Aufruf, den globalen Kampf gegen Virushepatitis voranzutreiben. Eine Impfung kann Hepatitis A und B sicher verhindern. Die Hepatitis-B-Impfung schützt indirekt auch gegen das gefährliche Hepatitis-D-Virus, welches nur zusammen mit Hepatitis B auftritt. Gegen chronische Hepatitis B und C stehen wirksame Therapien zur Verfügung, die eine Hepatitis B unterdrücken und eine Hepatitis C sogar ganz ausheilen können. Gegen Hepatitis D steht seit 2020 ebenfalls eine Therapie zur Verfügung; ob diese das Hepatitis-D-Virus nur unterdrückt oder ggf. sogar ausheilen könnte, ist noch nicht bekannt und wird aktuell in Studien geprüft.
Weltweit leben nach WHO-Schätzungen 354 Millionen Menschen mit einer Hepatitis B oder C. 296 Millionen davon leiden an einer chronischen Hepatitis B. Die Schätzungen sind höher als früher (257 Millionen), spiegeln aber wohl keinen echten Anstieg wider: Wie uns die WHO mündlich mitteilte, haben mehr Länder ihre Überwachung verbessert und deswegen in den letzten Jahren höhere Zahlen nachgemeldet. In Deutschland schätzt die Hepatitis-B-Leitlinie von 2021, dass ca. 0,4 bis 0,8% der Bevölkerung eine chronische Hepatitis-B-Infektion haben. Dies würde etwa 330.000 bis 660.000 Menschen entsprechen.
Bei Hepatitis C sieht man mittlerweile Erfolge der heilenden Therapie: In 2019 wurde die Zahl der Hepatitis-C-Betroffenen noch auf 58 Millionen weltweit geschätzt (vorher 71 Millionen). In Deutschland wurde Anfang des Jahres 2020 die Zahl der Hepatitis-C-Infizierten auf 189.000 geschätzt; dank heilender Therapien ist die Zahl der Betroffenen damit seit 2012 deutlich um 85.000 Fälle gesunken.
Im Jahr 2016 beschloss die WHO, bis 2030 weltweit Hepatitis B und C einzudämmen. Die Bundesregierung hat sich diesem Vorhaben angeschlossen und im gleichen Jahr die Strategie „BIS-2030 – Bedarfsorientiert, Integriert, Sektorenübergreifend“ beschlossen; diese soll ebenfalls bis 2030 Hepatitis B und C, aber auch HIV und andere Infektionskrankheiten erfolgreich bekämpfen. Die Corona-Pandemie hat diese Bemühungen weltweit und auch in Deutschland zurückgeworfen. Gleichzeitig gab im Herbst 2020 trotz der Pandemie einen Fortschritt: Der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) beschloss, dass künftig alle Bundesbürger über 35 einmalig einen Test auf Hepatitis B und C machen können – als Teil der allgemeinen Gesundheitsuntersuchung.
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