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Online-Aufruf an Regierungen aller Länder: Elimination der Hepatitis B und C bis 2030 vorantreiben!

Anlässlich des Welt-Hepatitis-Tages am 28. Juli 2020 ruft die World Hepatitis Alliance (WHA) Regierungen in aller Welt auf, ihren Kampf gegen Hepatitis B und C wie versprochen fortzusetzen. Eigentlich hatten sich die Regierungen aller Länder im Jahr 2016 auf der WHO-Versammlung dazu verpflichtet, eine Elimination (bzw. Eindämmung) von Hepatitis B und C bis zum Jahr 2030 zu erreichen.

Den englischsprachigen Aufruf können Sie hier auf der Webseite der WHA unterzeichnen.

Den englischsprachigen Text auf der NoHep-Webseite haben wir auch hier an dieser Stelle für Sie frei übersetzt:

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„Sehr geehrter Herr Gesundheitsminister,

Im Jahre 2016 hat sich auch Ihre Regierung auf der 69.World Health Assembly verpflichtet, die Virushepatitis bis 2030 zu eliminieren (in der WHO Global Health Sector Strategy zur Virushepatitis) (i). Weniger als 10 Jahre vor dem Zeitpunkt, an dem dies erreicht werden soll, ist nur eine Handvoll Länder auf einem guten Weg, die Hepatitis C zu eliminieren; Fortschritte im Hinblick auf die Elimination der Hepatitis B sind ebenfalls im Verzug (ii).

Wir, die Unterzeichner – Menschen, die mit Hepatitis leben sowie alle, die diese Bedrohung beseitigen möchten – rufen Sie dazu auf, Ihr Versprechen einzulösen, die Virushepatitis bis 2030 zu eliminieren.

Von der Virushepatitis sind weltweit 325 Millionen Menschen betroffen. Sie fordert jeden Tag 4.000 Menschenleben, mehr als Malaria und HIV zusammen. Dabei sind die Mittel vorhanden, die Elimination der Virushepatitis zu erreichen: Wir haben effektive Behandlungen und einen Impfstoff bei der Hepatitis B sowie eine leicht handhabbare Therapie für die Hepatitis C. Die Elimination kann erreicht werden, wenn alle an einem Strang ziehen und die finanziellen Ressourcen für dieses gemeinsame Vorgehen bereitgestellt werden.

Durch die Elimination können schon bis zum Jahre 2030 sieben Millionen Hepatitis-B- und -C-bedingte Todesfälle vermieden werden. In allen Ländern ist die Elimination der Virushepatitis eine kosteneffektive Investition mit langfristigen Einsparungen für die Gesundheitssysteme.

Diese globale finanzielle Perspektive sollte Ihren Willen weiter verstärken, in die Elimination der Virushepatitis zu investieren; die damit verbundenen Einsparungen können dazu beitragen, die Gesundheitssysteme zu stärken, damit sie für zukünftige Krisen besser vorbereitet sind. (iii)

Während der Covid-19-Pandemie haben wir gesehen, wie wichtig entschiedene politische Führung bei der Koordination effektiver Antworten der Gesundheitssysteme für die Bevölkerung ist, ebenso wie die Bereitstellung von Ressourcen mit dem Ziel, Menschenleben zu retten. Bei der Virushepatitis ist es nicht anders: Starke politische Führung, Hand in Hand mit dem Gesundheitssystem, der Zivilgesellschaft und der betroffenen Bevölkerung kann die Bemühungen um eine Elimination der Hepatitis voranbringen und Millionen von Menschenleben retten.

Zahlreiche Länder sind dabei, ihre entsprechenden Gesundheitsleistungen zu erweitern, um die Virushepatitis bis 2030 zu eliminieren, indem sie regionale und globale Aktionspläne der WHO implementieren. Obwohl verlässliche und genaue Tests ebenso zur Verfügung stehen wie wirksame Behandlungen sowie sichere und effektive Impfungen, sterben weiterhin Millionen von Menschen.

Wir, die Menschen, die von der Virushepatitis betroffen sind und die, die sich für die Elimination der Virushepatitis engagieren wollen, fordern entschiedenes Handeln, um die historische Chance für eine Elimination zu nutzen.

 

Wir rufen Sie auf:

1.

Eliminationsprogramme (Prävention Testung und Behandlung) der Virushepatitis müssen eine Priorität in der Gesundheitsversorgung werden. Dabei ist sicherzustellen, dass niemand zurückgelassen wird.

Die Mittel, die Virushepatitis zu eliminieren, sind vorhanden. Aber ohne die dringend benötigte Erweiterung dieser Gesundheitsdienste wird diese Gelegenheit vertan die die Virushepatitis bis zum Jahr 2030 zu eliminieren.

Dies schließt auch ein, dass alle Schwangeren im Rahmen der Mutterschaftsvorsorge auf Hepatitis B getestet und einer Behandlung zugeführt werden, um die Übertragung auf das Kind zu verhindern. Dazu gehört ebenfalls die konsequente Impfung aller Neugeborenen gegen Hepatitis B. [redaktionelle Anmerkung: In Deutschland ist beides bereits der Fall, in vielen Ländern der Welt noch nicht.]

Bei der Erweiterung der Gesundheitsleistungen sollte ein zusätzlicher Fokus auf dem besonders häufig betroffenen Teilen der Bevölkerung gerichtet sein. Dazu gehören auch die am stärksten unterversorgten Menschen im Gesundheitssystem wie Flüchtlinge, Obdachlose, Migranten und Menschen, die Drogen injizieren, sowie Menschen in Gefängnissen. Durch effektive Zusammenarbeit mit der Zivilgesellschaft können schnelle Fortschritte in dieser Gruppe erzielt werden.

Es ist evident, dass den Ländern, in denen die Zivilgesellschaft in die Hepatitiselimination auf allen Ebenen des Gesundheitssystems involviert ist, diese Bemühungen am weitesten fortgeschrittenen sind. (IV)

 

2.

Prävention, Impfung, Testung und Behandlung müssen Teil von Präventionsangeboten in der allgemeinen Gesundheitsversorgung und allen zugänglich gemacht werden entsprechend den WHO-Empfehlungen für eine „Universal Health Coverage“(UHC).

Die UN Declaration on Universal Health Coverage wurde während der United Nation General Assembly 2019 angenommen und enthielt die Zusage einer verstärkten Antwort auf die Herausforderungen der Virus-Hepatitiselimination. Dies beinhaltet die Stärkung der Bekämpfung von Hepatitis und deren Integration in die Bemühungen zur Beseitigung anderer übertragbarer Krankheiten. (V)

Die Hepatitiselimination kann auch dabei helfen, nicht übertragbare Krankheiten zu reduzieren, wie es in Paragraph 33 der UN Political Declaration on UHC erklärt wurde. (V)

Da Virushepatitis eine der weltweit führenden Ursachen von Leberkrebs ist, wird die Elimination der Virushepatitis die Todesraten von Leberkrebs stark reduzieren. Dies wird jedoch nur gelingen, wenn wir die Millionen Menschen finden, die sich nicht bewusst sind, dass sie mit einer unentdeckten Virushepatitis leben. 

 

3.

Wir fordern Sie auf, bewährte Modelle für gemeindenahe Hepatitis-Dienste umzusetzen, die auf die Bedürfnisse der betroffenen Gemeinschaften zugeschnitten sind. Die 290 Millionen Menschen, die nichts von ihrer Virushepatitis ahnen, müssen gefunden, diagnostiziert und behandelt werden.

2019 haben die führenden internationalen Lebergesellschaften bei den Bemühungen um eine Elimination der Virushepatitis eine „Dezentralisation der Dienstleistungen“ (d.h. insbesondere Aufklärungsmaßnahmen, Diagnostik und Therapie „vor Ort“) sowie eine stärkere Verteilung der Aufgaben gefordert.

Wir müssen gerade auch Risikogruppen diese lebensrettenden Tests, Impfungen und Behandlungen zugänglicher machen und damit die Menschen in ihren gewohnten Lebensbereichen versorgen. (VI)

Da COVID-19 viele Menschen davor abschreckt, Arztpraxen und andere Gesundheitseinrichtungen aufzusuchen und Präventionsleistungen in Anspruch zu nehmen, ist es von entscheidender Bedeutung, dass die gemeindenahe Gesundheitsversorgung in der Lage ist, Präventions-, Test- und Behandlungsdienste anzubieten, um den Zugang zu den Diensten zu verbessern und Stigma und Diskriminierung zu bekämpfen.

Wir ermutigen alle Länder, nach Möglichkeiten zu suchen, die Versorgung der Betroffenen in ihren Lebensbereichen zu verbessern. Viele Länder haben auch gute Erfahrungen gemacht, wenn sie vermehrt mit „Peer groups“ und Pflegekräften („nurse-led testing“), besonders gefährdeten Personen sowie mit Apotheken zusammenarbeiteten. Diese Modelle sollten vermehrt implementiert werden.

Jetzt ist es Zeit zu handeln. Wir haben die seltene Möglichkeit, die zweittödlichste Infektions­krankheit zu beseitigen und sieben Millionen Todesfälle – vor allem durch Leberkrebs und Leberversagen – bis 2030 zu verhindern.

Wir fordern Sie dringend auf, diese Chance zu nutzen.

Unterzeichnet anlässlich des Welt-Hepatitis-Tages am 28. Juli 2020.

 

 

Quellen:

[i] https://www.who.int/hepatitis/strategy2016-2021/ghss-hep/en/
[ii] https://cdafound.org/polaris/
[iii] https://www.who.int/hepatitis/news-events/eliminating-hepatitis-costs-but-saves-more/en/
[iv] https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S2589555919300321
[v]  ‘32. to Strengthen efforts to address communicable diseases, including HIV/AIDS, tuberculosis, malaria and hepatitis as part of universal health coverage and to ensure that the fragile gains are sustained and expanded by advancing comprehensive approaches and integrated service delivery and ensuring that no one is left behind; ‘ – UN Political Declaration on Universal Health Coverage 2019
[v] ‘33. Further strengthen efforts to address non-communicable diseases, including cardiovascular diseases, cancer, chronic respiratory diseases and diabetes, as part of universal health coverage;’ -UN Political Declaration on Universal Health Coverage 2019
[vi] https://www.aasld.org/programs-initiatives/viral-hepatitis-elimination-call-action

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Wir danken unserem Mitglied Herrn Dr. Ingmar Wolffram für die Übersetzung des englischen Textes.