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27.07.24

Zeit zu handeln! Am 28. Juli ist Welt-Hepatitis-Tag

Früherkennung rettet Leben – Kölner Projekt gegen Hepatitis

Am 28. Juli 2024 findet der diesjährige Welt-Hepatitis-Tag statt, der in Deutschland unter dem Motto steht: „Hepatitis: Zeit zu handeln!“ Der Aktionstag wird global von der World Hepatitis Alliance unter dem Motto „It’s time for action“ ausgerichtet und ist einer der offiziellen Gesundheitstage der Weltgesundheitsorganisation (WHO). Hierfür gibt es gute Gründe, denn chronische Infektionen mit Virushepatitis stellen nach wie vor eine der großen globalen Gesundheitsbedrohungen dar.

Laut WHO-Schätzungen im April 2024 leben 254 Millionen Menschen mit chronischer Hepatitis B und 50 Millionen mit Hepatitis C. Etwa 5% der Hepatitis-B-Betroffenen sind gleichzeitig mit dem gefährlichen Hepatitis-D-Virus infiziert. Unbehandelt können diese Infektionen zu ernsten Spätfolgen wie Leberzirrhose und Leberkrebs führen. Jährlich sterben 1,3 Millionen Menschen an den Folgen dieser Infektionen.

Viele Infektionen ließen sich vermeiden. So gibt es effektive Schutzimpfungen gegen Hepatitis A und B. Die Hepatitis-B-Impfung verhindert indirekt auch eine Infektion mit dem Hepatitis-D-Virus, welches nur zusammen mit Hepatitis B auftreten kann. Hoffnung gibt es aber auch für chronisch Infizierte, denn Hepatitis ist behandelbar. Medikamente können eine chronische Hepatitis B und auch eine Hepatitis D unterdrücken, wodurch die Leber besser vor Schäden geschützt wird und das Ansteckungsrisiko für andere sinkt. Hepatitis C ist mit heute verfügbaren Medikamenten sogar fast immer heilbar.

Hepatitis wird oft zu spät entdeckt

Da die Leber stumm leidet, werden viele chronische Hepatitisinfektionen jedoch immer noch viel zu spät entdeckt. Hepatitisinfektionen brechen nicht aus, sondern schädigen die Leber leise und tückisch über viele Jahre hinweg. Viele Betroffene merken erstmals von ihrer Krankheit, wenn sie von Komplikationen im Endstadium überrumpelt werden, wie inneren Blutungen, Verwirrungszuständen oder einem Wasserbauch.

Im Jahr 2016 hat die WHO hat das Ziel ausgerufen, Hepatitisinfektionen bis zum Jahr 2030 so weit einzudämmen, dass diese als öffentliche Gesundheitsbedrohung eliminiert sind. Viele Länder weltweit unterstützen dies mit eigenen Eliminationskampagnen, so auch die Bundesregierung mit der BIS2030-Strategie. In Deutschland können sich Krankenversicherte ab 35 Jahre nun im Rahmen der Gesundheitsuntersuchung einmalig kostenfrei auf Hepatitis B und C in der hausärztlichen Praxis untersuchen lassen.

Insgesamt geht es jedoch zu langsam voran. Laut WHO steigen inzwischen sogar die Todeszahlen durch Hepatitisinfektionen. Die World Hepatitis Alliance erklärt hierzu: „Es bleiben nur noch sechs Jahre, um das globale Ziel der Hepatitis-Elimination bis 2030 zu erreichen, und wir bewegen uns rückwärts. Am Welt-Hepatitis-Tag wollen wir die Weltgemeinschaft vereinen, um von den Entscheidungsträgern Maßnahmen zu fordern, die der Elimination der Virushepatitis Vorrang einräumen.“ Neben der Weltgesundheitsorganisation und weiteren Partnern beteiligen sich auch 337 Mitgliedsorganisationen der World Hepatitis Alliance in 102 Ländern am Welt-Hepatitis-Tag, darunter auch die Deutsche Leberhilfe e.V.

Pilotprojekt „Hepatitisfreies Köln“

Mehr Anstrengungen sind notwendig, um der Virushepatitis ihren Schrecken zu nehmen und die Eindämmungsziele der WHO zu erreichen. Ein solches Beispiel findet sich in Köln. Ein breites Aktionsbündnis unter Leitung der Deutschen Leberhilfe e.V. hat das Projekt „Hepatitisfreies Köln“ ins Leben gerufen: www.hepatitisfreies-koeln.de

An der Initiative sind das Unternehmen admedicum, Arztpraxen, Klinikambulanzen, Labore, pharmazeutische Firmen sowie Partnerorganisationen und Beratungs- und Betreuungsstellen für Risikogruppen beteiligt. Ziel der Initiative ist, sowohl die Prävention der Hepatitis in Köln voranzutreiben als auch die Früherkennung und Behandlung von bereits Infizierten zu verbessern. Nach einem positiven Test sollen Betroffene rasch Zugang zu einer fachgerechten und evidenzbasierten Hepatitis-Therapie erhalten, welche im Einklang mit den deutschen Leitlinien für Hepatitis B und C steht.

Hierdurch sollen Menschen vor Komplikationen, krankheitsbedingten Ausfällen, aber auch sozialen Folgen durch ihre Hepatitisinfektionen bewahrt werden. Hepatitis B und D werden durch Körperflüssigkeiten übertragen, Hepatitis C in erster Linie durch Blutkontakte. Viele Betroffene sehen sich Stigmatisierung ausgesetzt. Häufig beruht dies auf Vorurteilen, übertriebener Angst vor Ansteckung –– und fehlenden Informationen, wie erfolgreich diese Infektionen heute behandelbar sind.

Hepatitisinfektionen werden im Alltag nicht ohne Weiteres übertragen, so gibt es z.B. keine Tröpfcheninfektion wie bei Grippe oder Covid-19. Eine Hepatitis-Infektion kann aber jeden Menschen treffen, wenn unglückliche Umstände zusammenkommen: Durch Hygienefehler im medizinischen Bereich, bei Tätowierungen oder Piercings, Verletzungen mit Blutkontakt, infizierte Sexualpartner oder bei der Geburt, wenn die Mutter infiziert ist. Verbreitet sind Hepatitis-Infektionen auch bei vulnerablen Menschen wie Drogengebrauchenden, in der Homosexuellen-Szene, in Gefängnissen oder bei Herkunft aus Ländern mit hoher Hepatitis-Verbreitung. Ein Ziel des Projektes „Hepatitisfreies Köln“ ist, neben der Allgemeinbevölkerung – in der nun Dank der Gesundheitsuntersuchung auch vermehrt Hepatitis-Infektionen entdeckt werden – auch solche vulnerablen Gruppen zu erreichen, weswegen aktuell auch weitere Verbände wie die Aidshilfe Köln, Vision e.V., Drogenberatungsstellen, Einrichtungen für betreutes Wohnen und weitere Institutionen eingebunden werden.

Es wird gehofft, dass das Projekt „Hepatitisfreies Köln“ zur Eindämmung von Hepatitisinfektionen und zu einer besseren Versorgung von Betroffenen in Köln beiträgt. Im Erfolgsfall ist angedacht, das Projekt auf weitere deutsche Städte zu übertragen. Das Kölner Aktionsbündnis schließt sich hiermit zahlreichen lokalen und nationalen Bemühungen rund um den Globus an, die Virushepatitis einzudämmen. Informationen zum Projekt finden Sie unter www.hepatitisfreies-koeln.de.

„Zeit zu handeln“ – eine Inspiration für alle!

Mehr politische Anstrengungen sind weltweit notwendig, um die WHO-Ziele bis 2030 zu erreichen. Doch auch jeder einzelne Mensch kann aktiv etwas tun, um sich am weltweiten Kampf gegen die Virushepatitis zu beteiligen und die eigene Gesundheit zu schützen.

Krankenversicherte ab 35 Jahren sollten die Möglichkeit wahrnehmen, sich in der hausärztlichen Praxis auf Hepatitis B und C untersuchen zu lassen. Denn werden solche Infektionen frühzeitig entdeckt, lässt sich viel dagegen tun und Spätfolgen vermeiden.

Wer noch keinen Immunschutz gegen Hepatitis A und B hat, sollte sich impfen lassen und hat dann künftig bezüglich Hepatitis zwei Sorgen weniger. Eine Schutzimpfung ist insbesondere für Leberkranke wichtig, da die Leber hier schon vorgeschädigt ist: Eine zusätzliche Hepatitisinfektion kann den Krankheitsverlauf hier weiter verschlechtern oder sogar ein Leberversagen auslösen.

Auch für Gesunde ist es sinnvoll, regelmäßig, z.B. jährlich die Leberwerte in der hausärztlichen Praxis untersuchen zu lassen. Erhöhte Leberwerte sind oft ein erstes Zeichen, dass mit der Leber etwas nicht stimmt. Neben einer Hepatitisinfektion können auch viele andere Ursachen hinter erhöhten Leberwerten stehen, wie z.B. Fettleber, Alkohol, Medikamente oder seltene Erkrankungen des Stoffwechsels oder Immunsystems. Es gibt nicht nur gegen Hepatitisinfektionen wirksame Medikamente. Auch bei vielen dieser anderen Diagnosen gibt es effektive Möglichkeiten, dagegen anzugehen. Früherkennung rettet Leben!

Deutsche Leberhilfe e.V.

 

Wer ist die Deutsche Leberhilfe e.V.?

Die Deutsche Leberhilfe e.V. wurde 1987 von engagierten Patienten gegründet. Der gemeinnützige Verein ist bundesweit tätig und hat sich als Informationsschnittstelle zwischen Ärzten und Leber­patienten etabliert. Die Leberhilfe verfolgt als Hauptziel, Hilfe zur Selbsthilfe zu leisten, indem sie Patienten und ihre Angehörigen berät und Informationsschriften in verständlicher Sprache heraus­gibt. Ein weiteres Ziel des Vereins ist, die Bevölkerung über die Ursachen, Prävention und Therapie von Leberkrankheiten zu informieren. Langfristig soll dies dazu beitragen, Vorurteile zu entkräften und den schlechten Ruf der Lebererkrankungen als „selbstverschuldete” Krankheiten zu verbessern. In diesem Rahmen ist die Leberhilfe in Deutschland Ausrichter des Welt-Hepatitis-Tages. Der Verein wird von einem ehrenamtlich tätigen Vorstand geleitet und hat in Köln seine Geschäfts­stelle, die mit erfahrenen Mitarbeitern besetzt ist. Bei medizinischen Fragen wird die Leberhilfe von einem wissenschaftlichen Beirat unterstützt. Dieser besteht aus namhaften Fachärzten und Wissenschaft­lern, die die Richtigkeit, Aktualität und Seriosität der medizinischen Informationen gewährleisten.

 

Informationen zum Welt-Hepatitis-Tag:

Deutsche Webseite:                      www.welthepatitistag.info
Internationale Webseite:             www.worldhepatitisday.org/

Kontakt:
Deutsche Leberhilfe e.V.
Krieler Str. 100 – 50935 Köln
www.leberhilfe.org
Patientenberatung: info@leberhilfe.org, Tel.: 0221/2829980

Redaktion (V.i.S.d.P. Ingo van Thiel): lebenszeichen@leberhilfe.org, Tel. 0221/2829991

 

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