„Lass uns Klartext reden.“ Der Welt-Hepatitis-Tag informiert über Hepatitis A bis E
Pressemeldung der Deutschen Leberhilfe e.V.
Köln, 24. Juli 2025 – Am 28. Juli findet der Welt-Hepatitis-Tag statt, in Deutschland unter dem Motto „Lass uns Klartext reden.“ Dieses Motto ist an das internationale Thema „Let’s break it down“ angelehnt und ruft dazu auf, sich über Hepatitisviren besser zu informieren: Es gibt viele Fehlinformationen und Vorurteile. Diese können zu Stigmatisierung führen und Menschen abschrecken, sich testen und – bei Bedarf – auch behandeln zu lassen.
Was meinen wir überhaupt, wenn wir von „Hepatitis“ reden? Welche verschiedenen Formen gibt es und warum ist es so wichtig, den Unterschied zu kennen? Hepatitis ist eine Leberentzündung, die durch verschiedene Ursachen wie Viren, Medikamente, Alkohol oder Autoimmunkrankheiten ausgelöst werden kann. Nicht jede Hepatitis (Leberentzündung) ist also ansteckend. In diesem Artikel geht es um die ansteckenden Hepatitisviren A bis E. Sowohl die Ansteckungswege, Verläufe als auch die Schutz- und Therapiemöglichkeiten sind bei diesen Viren sehr unterschiedlich. Gemeinsam haben diese, dass sie eine Leberentzündung verursachen. Gemeinsam haben sie auch, dass man viel dagegen tun kann – und sollte.
Anders als viele Menschen denken, werden Hepatitis-Infektionen häufig nicht oder kaum gespürt. Bei Neuansteckungen kann es aber auch zu Hepatitis-typischen Symptomen wie einer Gelbsucht mit gelber Haut und Augen kommen und allgemeinen Symptomen wie Fieber, Magen-Darm-Beschwerden oder Müdigkeit. Grundsätzlich gibt es bei jedem Hepatitis-Virus die Chance, dass es in den ersten Monaten der Infektion von selbst ausheilt. Hepatitis A wird nie chronisch, bei den anderen Hepatitisviren sind jedoch auch langfristige, chronische Verläufe möglich. Auch diese führen oft nur zu unspezifischen Symptomen wie Konzentrationsstörungen, Müdigkeit oder Gelenkbeschwerden.
Chronische Hepatitis-Infektionen können im Laufe von Jahren schleichend und unbemerkt zu Zirrhose und Leberkrebs führen. Hier können dann schwere Symptome und Komplikationen auftreten wie z.B. ein Wasserbauch, innere Blutungen, Leber- und Multiorganversagen oder Funktionsstörungen des Gehirns. Bei schwerer Zirrhose ist oft eine Lebertransplantation der einzige Ausweg. Bei Leberkrebs hängen die Behandlungsmöglichkeiten davon ab, wie weit dieser fortgeschritten ist; in frühen Stadien ist mitunter eine Heilung möglich, in späteren Stadien kann der Tumor nur noch teilweise zerstört oder in seinem Wachstum gehemmt werden. Eine rechtzeitige Behandlung von chronischen Hepatitis-Infektionen kann solche Komplikationen von vornherein verhindern.
Das Hepatitis-A-Virus ist sehr ansteckend, aber selten gefährlich. Hauptsächlich wird dieses durch verunreinigtes Trink- und Badewasser und Lebensmittel übertragen, insbesondere in südlichen und mediterranen Ländern. Auch Schmierinfektionen, zum Beispiel über Toiletten, sind häufige Übertragungswege. Eine Impfung schützt vor der Infektion. Häufig verläuft die Infektion unbemerkt oder führt zu allgemeinen Symptomen wie Übelkeit, Fieber, Müdigkeit und Gelbsucht. Hepatitis A heilt von selbst aus. Komplikationen wie ein Leberversagen treten selten auf, sind aber bei Risikogruppen wie z.B. Leberkranken und Senioren möglich.
Das Hepatitis-B-Virus wird durch Körperflüssigkeiten wie Blut und Sperma übertragen. Häufige Übertragungswege sind infizierte Sexualpartner, Infektionen bei der Geburt (wenn die Mutter Hepatitis B hat), Hygienefehler bei Tattoos und Piercings sowie gemeinsam benutzte Utensilien bei Drogengebrauch. Bei den meisten Erwachsenen heilt eine Neuinfektion in den ersten sechs Monaten von selbst aus. Das Hepatitis-B-Virus hinterlässt seine DNA jedoch lebenslang im Körper, sodass die Infektion bei schwerer Immunschwäche (z.B. Chemotherapien, Transplantationen oder Aids) wieder aktiv werden kann. Hepatitis B kann auch chronisch verlaufen und über Jahre hinweg die Leber schädigen. Antivirale Medikamente unterdrücken die Virusvermehrung und senken damit die Ansteckungsgefahr für andere und das Risiko von Leberschäden. Leider heilen heutige Hepatitis-B-Medikamente die Infektion nicht vollständig aus; an besseren Therapien wird aktiv geforscht. Eine Impfung ist verfügbar und schützt vor Ansteckung mit Hepatitis B.
Das Hepatitis-C-Virus wird hauptsächlich durch Blutkontakt übertragen. Blutprodukte sind heute sicher, aber waren bis 1991 eine häufige Ansteckungsquelle. Übertragungen werden heute vor allem in der Drogenszene beobachtet. Eine sexuelle Übertragung ist seltener als bei Hepatitis B, das Risiko steigt aber bei „harten“ verletzungsträchtigen Praktiken und häufig wechselnden Partnern. Etwa 70% der Infektionen verlaufen laut WHO chronisch. Bislang konnte keine wirksame Schutzimpfung gegen das Hepatitis-C-Virus entwickelt werden. Dank neuer Medikamente ist Hepatitis C aber seit etwa zehn Jahren fast immer heilbar. Frühere Therapien waren im Erfolgsfall genauso heilend, aber erreichten dieses Ziel seltener und hatten mehr Nebenwirkungen. Wichtig zu wissen: Es gibt keine Immunität nach einer ausgeheilten Hepatitis-C-Infektion. Erneute Infektionen mit Hepatitis C sind daher möglich, dann aber auch erneut heilbar.
Das Hepatitis-D-Virus ist das gefährlichste Hepatitisvirus, welches wir heute kennen. Es kann nur zusammen mit dem Hepatitis-B-Virus auftreten, weil es dessen Hülle braucht. Die Übertragung erfolgt auf ähnlichem Wege durch Blut und Körperflüssigkeiten. Eine Koinfektion mit Hepatitis B und D führt oft zu schweren chronischen Verläufen. Komplikationen wie Zirrhose und Leberkrebs treten oft früher auf als bei alleiniger Hepatitis B. Eine Schutzimpfung gegen Hepatitis B verhindert daher auch eine Hepatitis-D-Infektion. Seit 2020 steht eine antivirale Therapie gegen Hepatitis-D-Infektionen zur Verfügung. Inwieweit diese die Infektion eher unterdrückt oder in einigen Fällen sogar ausheilen kann, wird aktuell in Studien untersucht.
Das Hepatitis-E-Virus ist das häufigste Hepatitisvirus in Deutschland und weltweit. In erster Linie wird es durch verunreinigtes Trinkwasser, in Deutschland vor allem durch rohes Fleisch übertragen (z.B. Mett). Eine Hepatitis-E-Infektion heilt fast immer von selbst aus. Bei immungeschwächten Personen kann es jedoch zu chronischen Verläufen kommen. In einigen Fällen kann die Infektion zu neurologischen Komplikationen wie z.B. Schmerzen oder Lähmungen führen, die sich z.T. nur langsam zurückbilden. In Deutschland und Europa gibt es aktuell keine wirksame Schutzimpfung gegen Hepatitis E. In schweren Fällen kann eine medikamentöse Therapie helfen, die Infektion auszuheilen.
Erhöhte Leberwerte können ein erstes Zeichen sein, dass mit der Leber etwas nicht stimmt. Bei der Abklärung sollte auch an Hepatitis-Infektionen gedacht werden. Bei Risikokontakten sollte ebenfalls sicherheitshalber ein Test erfolgen. Alle Krankenversicherte in Deutschland ab 35 Jahren können sich in der Hausarztpraxis kostenfrei auf Hepatitis B und C untersuchen lassen, selbst wenn kein konkreter Verdacht besteht; der Hepatitis-B- und -C-Test ist seit Oktober 2021 Teil der „Gesundheitsuntersuchung“, die früher als „Check-up 35“ bezeichnet wurde.
Fazit
Frei nach dem Motto „Lass uns Klartext reden“ gilt: Hepatitis ist nicht gleich Hepatitis! Einem Verdacht sollte aber immer gezielt nachgegangen werden. Eine kranke Leber schmerzt oft nicht. Hepatitis-Infektionen sind nicht nur oft vermeidbar, sondern inzwischen auch gut behandelbar. Sie zu ignorieren kann dagegen zu ernsten Spätfolgen führen.
Über den Welt-Hepatitis-Tag
Der Welt-Hepatitis-Tag findet jährlich am 28. Juli statt und klärt über Virushepatitis auf. Der Tag wird global von der World Hepatitis Alliance koordiniert und ist von der Weltgesundheitsorganisation seit 2010 als offizieller WHO-Gesundheitstag anerkannt. In Deutschland ist die Deutsche Leberhilfe e.V. Ausrichter des Aktionstages.
Weitere Informationen zum Welt-Hepatitis-Tag finden Sie auf der deutschen Webseite www.welthepatitistag.info sowie der internationalen Webseite www.worldhepatitisday.org.
Über die Deutsche Leberhilfe e.V.
Die Deutsche Leberhilfe e.V. wurde 1987 von engagierten Patienten gegründet und ist bundesweit tätig. Der gemeinnützige Verein hat sich als Informationsschnittstelle zwischen Ärzten und Leberpatienten etabliert und verfolgt das Hauptziel, mit Informationen zu Lebererkrankungen Hilfe zur Selbsthilfe zu leisten. Die Leberhilfe ist in Deutschland Ausrichter des Welt-Hepatitis-Tages.
Kontakt für Pressefragen
Deutsche Leberhilfe e.V.
Krieler Str. 100
50935 Köln
V.i.S.d.P.: Ingo van Thiel, Redaktion
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