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03.07.20

Köln, 3. Juli 2020. Der Welt-Hepatitis-Tag findet am 28. Juli 2020 statt, welcher global von der World Hepatitis Alliance (WHA) und in Deutschland durch die Deutsche Leberhilfe e.V. begleitet wird. Zum Abschluss der dreijährigen WHA-Kampagne  lautet das Motto in diesem Jahr zum letzten Mal „Hepatitis: Findet die fehlenden Millionen!“

Der diesjährige Welt-Hepatitis-Tag fällt in eine außergewöhnliche Zeit: Die Covid-19-Krise hält seit Monaten die Welt in Atem. Obwohl die Infektionszahlen mit dem neuen Coronavirus SARS-CoV-2 in Deutschland derzeit rückläufig sind, zeigen örtliche Ausbrüche, dass weitere Wellen auftreten können. Das neue Coronavirus gefährdet insbesondere ältere Menschen und chronisch Kranke. Doch was bedeutet Covid-19 für die weltweit geschätzt 325 Millionen Menschen, die mit einer chronischen Hepatitis B oder C leben – und für drei weitere Millionen, die sogar an beiden Hepatitis-Viren gleichzeitig leiden?

Das Robert-Koch-Institut listet generell alle chronisch Leberkranken und damit auch Hepatitis-B- und -C-Betroffene als Risikogruppe auf, was wir als Vorsichtsmaßnahme begrüßen. Arbeitgeber sollten dies berücksichtigen, indem sie ihren betroffenen Mitarbeitern z.B. Homeoffice anbieten oder ihnen erlauben, in weniger gefährdeten Arbeitsbereiche mit weniger Personenkontakt zu arbeiten.

Derzeit ist noch unklar, ob Menschen im Frühstadium einer Hepatitis B und C bereits gefährdeter sind als Gesunde. Beide Hepatitisinfektionen können jedoch unbehandelt zu einer Leberzirrhose (Narbenleber) führen – und eine Zirrhose ist ein Risikofaktor bei Covid-19. Dies zeigen Fallberichte aus dem europäischen Covid-Hep Registry: Bis zum 19. Juni lagen Berichte von 378 Zirrhosepatienten vor, von denen 91% ins Krankenhaus mussten und 33% verstarben. Bei fortgeschrittener Zirrhose scheint das Risiko noch höher zu sein. Ein Atemversagen war die häufigste Todesursache, doch in einigen Fällen waren auch Leber- oder Herzversagen der Grund. Covid-19 kann zudem dazu führen, dass Zirrhosekomplikationen, insbesondere Wasser­bauch und Hirnstörungen, erstmals auftreten oder sich verschlechtern.

Dies ist ein weiterer Grund, Hepatitisinfektionen von vornherein zu verhindern bzw. sie frühzeitig zu behandeln, damit eine Zirrhose erst gar nicht entstehen kann.

Für Hepatitis A und B gibt es bereits wirksame und sichere Schutzimpfungen. Gegen das Hepatitis-C-Virus konnte noch kein Impfstoff gefunden werden. Während Hepatitis A von selbst ausheilt, können Hepatitis B und C chronisch verlaufen, also dauerhaft im Körper verbleiben. Doch auch chronisch infizierte Patienten dürfen hoffen, denn es gibt seit vielen Jahren wirksame Therapien.

Eine chronische Hepatitis B lässt sich zwar noch nicht ganz ausheilen, aber durch Medikamente wirksam unterdrücken; nach heilenden Hepatitis-B-Therapien wird weiterhin geforscht. Hepatitis C ist durch heutige Therapien fast immer heilbar. In beiden Fällen senkt eine rechtzeitige Therapie das Risiko für Zirrhose und Leberkrebs.

Doch um eine chronische Hepatitis B oder C behandeln zu können, muss man sie zunächst entdecken. Nach Schätzungen der WHO ahnen 290 der 328 Millionen Hepatitis-Infizierten nichts von ihrer Erkrankung. Viele Hepatitisinfektionen bleiben lange Zeit symptomlos, da die Leber kein Schmerzempfinden hat. Eine „Gelbsucht“ mit gelber Haut oder gelben Augen tritt nur bei einer Minderheit auf. Wenn Symptome auftreten, sind diese oft unspezifisch, wie z.B. Müdigkeit oder Gelenkbeschwerden. Erhöhte Leberwerte können ein erstes Zeichen sein, dass mit der Leber etwas nicht stimmt und sollten stets weiter abgeklärt werden. Auch wer in der Vergangenheit Risikokontakte hatte, sollte über einen Hepatitistest nachdenken, z.B. Partner und Kinder von Infizierten, Menschen aus der Drogen- oder homosexuellen Partyszene, Herkunft aus Ländern mit hoher Hepatitisverbreitung, Dialysepatienten oder solche, die Blutprodukte vor 1990 bekommen haben. Hepatitis C wird insbesondere durch Blut-zu-Blut-Kontakt übertragen, Hepatitis B ist auch über andere Körperflüssigkeiten, wie z.B. Sperma, Scheidensekret oder Speichel übertragbar.

Das Ziel der WHO, dem sich auch die Bundes­regierung und Regierungen anderer Länder vor vier Jahren verschrieben haben ist, Neuinfektionen und Todesfälle durch Hepatitis B und C bis zum Jahr 2030 soweit einzudämmen, dass diese als öffentliche Gesundheitsbedrohung eliminiert sind. Derzeit sind jedoch nur wenige Länder, wie z.B. Ägypten und Großbritannien, auf dem Weg, dieses Ziel zu erreichen. Hierzulande ist der Therapiezugang zwar gut, doch in punkto Screening hinkt Deutschland anderen Ländern hinterher. Die Coronakrise hat in vielen Ländern und auch hierzulande das Screening und mitunter die Behandlung von Hepatitis-B- und -C-Patienten zusätzlich verlangsamt.

Wie wichtig es ist, Hepatitis B und C zu verhindern, rechtzeitig zu erkennen und zu behandeln, wird durch die Covid-19-Krise erneut deutlich: Denn chronische Hepatitis B und C können zur  Zirrhose führen, die einen Risikofaktor bei Covid-19 darstellt.

 

Welt-Hepatitis-Tag

Am 28. Juli 2020 ist Welt-Hepatitis-Tag unter dem Motto: „Hepatitis: Findet die fehlenden Millionen!“ Im Hauptfokus des Aktionstages stehen die chronische Hepatitis B und C, welche nach WHO-Schätzungen insgesamt 328 Millionen Menschen betreffen. Schätzungsweise 290 Millionen dieser Betroffenen ahnen nichts von ihren Infektionen, die lange stumm verlaufen und unbehandelt zu tödlichen Spätfolgen wie Zirrhose und Leberzellkrebs führen können. Für beide Infektionen gibt es jedoch wirksame Behandlungsmöglichkeiten: Hepatitis B ist kontrollierbar und Hepatitis C ist sogar heilbar. Umso wichtiger ist es, die unbekannt Infizierten rechtzeitig zu finden. Informationen zum Welt-Hepatitis-Tag finden Sie auf www.welthepatitistag.info und in englischer Sprache auf www.worldhepatitisday.org.

 

Wer ist die Deutsche Leberhilfe e.V.?

Die Deutsche Leberhilfe e.V. wurde 1987 von engagierten Patienten gegründet. Der gemeinnützige Verein ist bundesweit tätig und hat sich als Informationsschnittstelle zwischen Ärzten und Leberpatienten etabliert. Die Leberhilfe verfolgt als Hauptziel, Hilfe zur Selbsthilfe zu leisten, indem sie Patienten und ihre Angehörigen berät und Informationsschriften in verständlicher Sprache herausgibt. Ein weiteres Ziel des Vereins ist, die Bevölkerung u¨ber mögliche Ursachen, Verlauf, Therapie und Verhütung von Leberkrankheiten zu informieren. Langfristig soll dies dazu beitragen, Vorurteile zu entkräften und den schlechten Ruf der Lebererkrankungen als „selbstverschuldete” Krankheiten zu verbessern. In diesem Rahmen ist die Leberhilfe in Deutschland Ausrichter des Welt-Hepatitis-Tages. Der Verein wird von einem ehrenamtlich tätigen Vorstand geleitet und hat in Köln seine Geschäftsstelle, die mit erfahrenen Mitarbeitern besetzt ist. Bei medizinischen Fragen wird die

Leberhilfe von einem wissenschaftlichen Beirat unterstützt. Dieser besteht aus namhaften Fachärzten und Wissenschaftlern, die die Richtigkeit, Aktualität und Seriosität der medizinischen Informationen gewährleisten.

 

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